Böß-Gesäß

Böß-Gesäß
Gemeinde Birstein
Koordinaten: 50° 23′ N, 9° 16′ O50.3769444444449.2688888888889133Koordinaten: 50° 22′ 37″ N, 9° 16′ 8″ O
Höhe: 133 m ü. NN
Fläche: 1,36 km²[1]
Einwohner: 100 (31. Dez. 2023) HW[2]
Bevölkerungsdichte: 74 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 63633
Vorwahl: 06054

Böß-Gesäß (umgangssprachlich Hessisch-Bösgesäß, amtlich auch Bös-Gesäß II) ist ein Ortsteil der Gemeinde Birstein im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Zusammen mit Bösgesäß bildete es ursprünglich einen gemeinsamen Ort. Die beiden Teile des damaligen Bösgesäß gehörten jedoch bereits im späten Mittelalter zu verschiedenen Gerichten innerhalb des Herrschaftsgebietes der Isenburger. Als Grenze wurde die durch den Ort fließende Bracht festgelegt.

Geschichte

Ortsausgangsschild von Bösgesäß („Preußisch-Bösgesäß“) mit dem Hinweis auf das einen Kilometer entfernte Böß-Gesäß („Hessisch-Bösgesäß“). Die beiden Ortsteile liegen nur etwa 150 Meter auseinander.

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte Erwähnung von Bösgesaß stammt vom 21. September 1384 unter dem Ortsname Buensgesesze.[3] Der Ortsname wird als „Wohnsitz des Bunzo“ gedeutet.[4][5]

Diese Dorfhälfte am orografisch rechten Brachtufer gehörte zum Gericht Unterreichenbach. Als das Fürstentum Isenburg nach dem Wiener Kongress im Jahr 1816 geteilt wurde[6], fiel das Gebiet an das Großherzogtum Hessen. Böß-Gesäß wurde 1822 zunächst in den Landratsbezirk Büdingen, dann 1848 in den Regierungsbezirk Nidda und schließlich 1852 in den späteren Kreis Büdingen (ab 1939 Landkreis Büdingen[7]) der Provinz Oberhessen eingegliedert.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde zum 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Birstein eingemeindet.[8][9]

Das Gebiet am linken Brachtufer kam dagegen 1816 an das Kurfürstentum Hessen, 1866 an Preußen und wurde später in den Kreis Gelnhausen der Provinz Hessen-Nassau eingegliedert. Am 1. Februar 1971 ist Bösgesäß (mit dem damaligen amtlichen Gemeindenamen Bößgesäß) ebenfalls in die Gemeinde Birstein eingemeindet worden.[9]

Für beide Ortsteile, wie für alle eingegliederten ehemals eigenständigen Gemeinden von Birstein, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[10]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Böß-Gesäß angehört(e):[1][11][12]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Böß-Gesäß 105 Einwohner. Darunter waren 3 (2,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 24 Einwohner unter 18 Jahren, 36 zwischen 18 und 49, 33 zwischen 50 und 64 und 12 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 36 Haushalten. Davon waren 9 Singlehaushalte, 9 Paare ohne Kinder und 15 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 3 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 27 Haushaltungen lebten keine Senioren.[16]

Einwohnerentwicklung

Böß-Gesäß: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2023
Jahr  Einwohner
1834
  
91
1840
  
103
1846
  
102
1852
  
97
1858
  
118
1864
  
90
1871
  
97
1875
  
86
1885
  
101
1895
  
107
1905
  
104
1910
  
98
1925
  
97
1939
  
98
1946
  
136
1950
  
129
1956
  
106
1961
  
115
1967
  
110
1970
  
89
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
105
2023
  
100
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Birstein:[2]; Zensus 2011[16]

Politik

Für Böß-Gesäß besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Böß-Gesäß) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[10] Der Ortsbeirat besteht aus drei Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 82,3 %. Alle Kandidaten gehörten der „Bürgerliste Böß-Gesäß“ an.[17] Der Ortsbeirat wählte Sascha Eckert zum Ortsvorsteher.[18]

Kulturdenkmäler

Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Birstein-Böß-Gesäß

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Infolge der Befreiungskriege.
  4. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Durch Staatsvertrag mit Österreich und dem Königreich Preußen sowie Einigung zwischen Großherzogtum Hessen und Kurhessen.
  6. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Büdingen) und Verwaltung.
  7. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  8. Infolge des Ersten Weltkriegs entsteht die Weimarer Republik.
  9. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  10. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d Böß-Gesäß II, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Zahlen, Einwohnerzahl HW. In: Webauftritt. Gemeinde Birstein, abgerufen im Juni 2024. 
  3. Heinrich Reimer, Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau. Teil 4. Leipzig 1891, S. 323, Nr. 371.
  4. K. Heuson, Woher stammt der Name Bösgesäß? Eine Erklärung der Ortsnamen des Kreises Büdingen. In: Heimat-Jahrbuch 1952 des Landkreises Büdingen, S. 21–25, S. 23.
  5. Bösgesäß, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Convention Territorial entre le Grand Duc de Hesse et Electeur de Hesse. — Signèe à Francfort sur Mein, le 29 Juin, 1816. British and Foreign State Papers 1815–1816, Band 3, Compiled by the Librarian and Keeper of the Papers, Foreign Office, James Ridgway and Sons, Piccadilly, London: 1838, S. 812–819
  7. § 1 Abs. 3 der Dritten Verordnung über den Neuaufbau des Reiches vom 28. November 1938, (Reichsgesetzblatt) RGBl. 1938 I S. 1675
  8. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 39 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]). 
  9. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 362. 
  10. a b Hauptsatzung. (PDF; 49 kB) § 4. In: Webauftritt. Stadt Felsberg, abgerufen im Oktober 2020. 
  11. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900 
  12. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  13. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 422 (online bei Google Books). 
  14. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books). 
  15. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]). 
  16. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 24 und 78, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021; abgerufen im März 2022. 
  17. Ortsbeiratswahl Böß-Gesäß. In: Votemanager. Gemeinde Birstein, abgerufen im Juni 2024. 
  18. Ortsbeirat Böß-Gesäß. In: Webauftritt. Gemeinde Birstein, abgerufen im Juni 2024. 

Literatur

Ortsteile von Birstein

Birstein | Bösgesäß | Böß-Gesäß | Fischborn | Hettersroth | Illnhausen | Kirchbracht | Lichenroth | Mauswinkel | Oberreichenbach | Obersotzbach | Unterreichenbach | Untersotzbach | Völzberg | Wettges | Wüstwillenroth