Franz von Blon

Franz von Blon
Signatur (1938)

Friedrich Franz von Blon (* 16. Juli 1861 in Berlin; † 21. Oktober 1945 in Seilershof (heute Gransee)) war ein deutscher Komponist, Dirigent und Violinist. Er gehörte zu den bedeutendsten deutschen Marschmusik-Komponisten seiner Zeit.

Leben

Franz von Blon wurde 1861 als Sohn eines Juweliers und dessen Frau in Berlin geboren und evangelisch getauft.[1] In seiner Heimatstadt besuchte er das Sophien-Realgymnasium[2] und erhielt privaten Klavier- und Violinunterricht.[3] Danach absolvierte er in Berlin ein Musikstudium am Stern’schen Konservatorium und an der Königlichen Hochschule für Musik.[2] Er war einer von sechs Privatschülern von Joseph Joachim.[4] Zwischenzeitlich (ab 1880[5]) leistete er seinen dreijährigen Militärdienst in der Preußischen Armee beim Grenadier-Regiment Prinz Karl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 in Frankfurt an der Oder.[4] Während dieser Zeit komponierte er erste Stücke für Blasorchester sowie Marschmusik.[4]

Von 1884 bis 1890 war er Konzertmeister im Orchester des Hamburger Stadttheaters.[2] Ab 1890 wirkte er in Berlin als Komponist.[2] Wie auch Victor Hollaender und Walter Kollo gehörte er zu denjenigen Unterhaltungskomponisten, mit denen „sich noch heute der Nimbus Berliner Musik verbindet“.[6] 1897 wurde er Dirigent des Philharmonischen Blasorchesters Berlin.[2] Konzertreisen führten ihn mit dem Orchester u. a. durch Deutschland, nach England und in die USA.[5] So trat er 1904 bei der Weltausstellung (Louisiana Purchase Exposition) in St. Louis, Missouri auf.[4] Ab 1901 war er außerdem – gemeinsam mit Richard Strauss – Dirigent beim Berliner Tonkünstler-Orchester und ab 1906 beim Warschauer Philharmonieorchester.[7] Später gastierte er auch in der Sowjetunion.[5] Im April 1936 erhielt er den Titel eines Professors.[8] An den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin wirkte er als Dirigent mit.[8]

Franz von Blon war ab 1900 mit Anna Therese von Blon, geborene Meÿerer (1870–1939), verheiratet[9] und wohnte in Berlin-Wilmersdorf.[5] 1945 verstarb er in Seilershof, einem Vorort von Berlin.[4]

Werk

Sein Œuvre umfasst v. a. leichte Orchesterwerke wie Ouvertüren und Suiten sowie Klavierwerke, Lieder und mehrere Operetten.[7] Zu letzteren gehören u. a. Sub rosa (Lübeck, 1887), Die Amazone (Magdeburg, 1903) und Die tolle Prinzeß (Halle, 1913).[7] Außerdem schrieb er das Ballett In Afrika (Berlin, 1899).[7] Das Tanzbild wurde von Emil Graeb, Ballettmeister an der Königlichen Oper in Berlin, gestaltet.[10] Neben Carl Teike und Hermann Ludwig Blankenburg kann von Blon zu den bedeutendsten deutschen Komponisten für Marschmusik gezählt werden.[4][11] Insgesamt komponierte er etwa 30 derartige Stücke.[8] Zu seinen Werken gehörten sehr amerikanische wie der Marsch Die Freundschafts-Flagge von 1904.[12] 1933 wurden die Märsche Unter dem Siegesbanner (HM II, 152) und Victoria (HM II, 153) in die Heeresmarschsammlung integriert.[4] Von Blon war Schöpfer „ansprechender, konzertanter Blasmusik“ (Gottfried Veit), beispielsweise von Dramatische Ouvertüre und vom Marsch Heil Europa.[13] Erstere Komposition gelangte beim 19. Eidgenössischen Musikfest in Bern zur Uraufführung und galt Wolfgang Suppan als „Pionierarbeit“ für Blasorchester.[14] Unter von Blons 80 Blasmusik-Kompositionen befindet sich auch die Serenade d'Amour, welche 1903 und 1909 durch die Band von John Philip Sousa aufgenommen wurde.[4] Das Wiener Conzertverein- und das Wiener Tonkünstler-Orchester nahmen seine Kompositionen in ihr Programm auf.[15] Viele seiner Werke wurden durch Charles Wiley und Harold Gore bearbeitet, über 40 in der Schallplattenserie „Heritage of the March“ veröffentlicht (Bände 9, Q, HH, AAAA und BBBB).[4]

Werkverzeichnis

Werke für Orchester

  • 1899 Buren-Marsch op. 72
  • 1907 Chansonette d’amour
  • 1926 Helfer heraus (Nothelfer Marsch)
  • Blumengeflüster Charakterstück
  • Fest-Ouvertüre
  • Frauen-Liebe und -leben Walzer
  • Im D-Zug Galopp für Orchester
  • Serenade d’amour

Werke für Blasorchester

  • 1927 Tellensöhne Marsch
  • 1930 Vivat Saint Petersburg! Marsch
  • 1931 Dramatische Ouvertüre
  • 1931 Humoreske
  • 1931 Impromptu
  • 1931 Notturno
  • 1935 Romantische Konzertouvertüre
  • 1935 Fantasie-Caprice
  • Alt-Berlin
  • Blumengeflüster
  • Die Freundschafts-Flagge
  • Die Wacht am Rhein
  • Dolchtanz und Schlangenbeschwörerin (1900)
  • Durch Kampf zum Sieg
  • Frauenliebe und Leben
  • Friedensklänge
  • Frühlingseinzug opus 55
  • Heil Europa, opus 75
  • Heroische Ouvertüre
  • In den Dünen
  • Kaiser Parade Marsch
  • La Danseuse
  • Marine-Marsch, opus 102
  • Mecklenburger Marsch, opus 103
  • Mein Ideal, Walzer
  • Melitta, Intermezzo
  • Minnen und Werben, Walzer
  • Mit Eichenlaub und Schwertern
  • Mit preußischen Standarten, Marsch
  • Mit Standarten
  • Mondnacht am Rheinsberger See, Stimmungsbild
  • Orientalischer Zug
  • Puppen-Menuett (1906)
  • Perpetuum mobile, Marsch
  • Sizilietta
  • Solinger Schützen
  • Soldatenblut
  • Strandleben am Abend
  • Süßer Traum - Ballerinnerung
  • Tanz der Fischermädchen
  • Traumweben, Vision
  • Traumbild, Charakterstûck , 1899
  • Treu zur Fahne, Marsch
  • Unter dem Siegesbanner
  • Unter der Friedenssonne, opus 51, Marsch
  • Victoria - Marsch
  • Vision
  • Von Pol zu Pol
  • Wellenspiel
  • Zum Rendez-Vous

Werke für Klavier

  • 1926 Helfer heraus (Nothelfer Marsch)

Werke für Gitarre

  • Serenade d’amour... opus 12

Vokalmusik

  • 1899 Am Rhein für hohe Stimme und Klavier

Literatur

  • Blon, Franz v. In: Paul Frank: Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon. Für Musiker und Freunde der Tonkunst. 12., sehr erweiterte Auflage. Bearbeitet von Wilhelm Altmann. Carl Merseburger, Leipzig 1926.
  • Blon, Franz von. In: Hermann Abert (Hrsg.): Illustriertes Musik-Lexikon. J. Engelhorns Nachf., Stuttgart 1927.
  • Blon, Franz von. In: Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. W. Limpert-Verlag, Dresden 1929.
  • Blon, Franz von. In: Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist’s? Unsere Zeitgenossen. 10. Ausgabe. Degener, Leipzig 1935, S. 139.
  • Blon, Franz von. In: Wilibald Gurlitt (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Personenteil: A–K. Schott, Mainz 1959, S. 178 (Textarchiv – Internet Archive). 
  • Blon, Franz von. In: Norman E. Smith: Program Notes for Band. GIA Publications, Chicago 2002, ISBN 1-57999-147-5, S. 74 f.
  • Blon, Franz von. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 1: Aachen–Braniß. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-094657-2, S. 722. 
  • Blon, Franz von. In: Ernst Klee: Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Überarbeitete Ausgabe, Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-17153-8, S. 54.
  • Blon, Franz von. In: Armin Suppan, Wolfgang Suppan: Das Blasmusik-Lexikon. Komponisten – Autoren – Werke – Literatur. Hrsg. in Verbindung mit dem Steirischen Blasmusikverband, HeBu-Musikverlag, 5. Auflage, Kraichtal 2009, ISBN 978-3-9806925-9-5, S. 105.
  • Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 544–547. online
  • Tobias Faßhauer: „Der Vashingtun Pust“. Ein emblematisches amerikanisches Musikstück und seine deutsche Rezeption. In: Michael Fischer, Christofer Jost (Hrsg.): Amerika-Euphorie – Amerika-Hysterie. Populäre Musik made in USA in der Wahrnehmung der Deutschen 1914–2014. Zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Volksliedarchivs und zur Gründung des Zentrums für Populäre Kultur und Musik. Waxmann, Münster 2017, ISBN 978-3-8309-3504-9, S. 73–98, hier S. 90 ff.

Weblinks

Commons: Franz von Blon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Taufbuch St. Elisabeth in Berlin 1861, S. 118.
  2. a b c d e Blon, Franz von. In: Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. W. Limpert-Verlag, Dresden 1929.
  3. Blon, Franz von. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 1: Aachen–Braniß. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-094657-2, S. 722. 
  4. a b c d e f g h i Blon, Franz von. In: Norman E. Smith: Program Notes for Band. GIA Publications, Chicago 2002, ISBN 1-57999-147-5, S. 74 f.
  5. a b c d Blon, Franz von. In: Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist’s? Unsere Zeitgenossen. 10. Ausgabe. Degener, Leipzig 1935, S. 139.
  6. Guido Hiß: „Wenn die Jemsen springen …“ Gassenliede. In: Knut Hickethier (Hrsg.): Mythos Berlin. Zur Wahrnehmungsgeschichte einer industriellen Metropole. Eine szenische Ausstellung auf dem Gelände des Anhalter Bahnhofs. Katalog zur Ausstellung 13. Juni – 20. September Berlin 1987. Ästhetik und Kommunikation, Berlin 1987, ISBN 3-88245-147-5, S. 161–166, hier S. 166.
  7. a b c d Blon, Franz von. In: Wilibald Gurlitt (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Personenteil: A–K. Schott, Mainz 1959, S. 178 (Textarchiv – Internet Archive). 
  8. a b c Blon, Franz von. In: Ernst Klee: Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Überarbeitete Ausgabe, Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-17153-8, S. 54.
  9. Standesamt Berlin X a (Heiratsregister 1302/1900)
  10. Manfred Haedler: Verzeichnis der Ur- und Erstaufführungen von Opern und Singspielen 1742–1884 sowie aller Premieren 1885–1992. In: Georg Quander (Hrsg.): 250 Jahre Opernhaus Unter den Linden. Apollini et musis. Propyläen, Frankfurt am Main u. a. 1992, ISBN 3-549-05209-X, S. 379–465, hier S. 399.
  11. Vgl. auch: Achim HoferMarsch. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 5 (Kassel – Meiningen). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1996, ISBN 3-7618-1106-3 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  12. Tobias Faßhauer: „Der Vashingtun Pust“. Ein emblematisches amerikanisches Musikstück und seine deutsche Rezeption. In: Michael Fischer, Christofer Jost (Hrsg.): Amerika-Euphorie – Amerika-Hysterie. Populäre Musik made in USA in der Wahrnehmung der Deutschen 1914–2014. Zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Volksliedarchivs und zur Gründung des Zentrums für Populäre Kultur und Musik. Waxmann, Münster 2017, ISBN 978-3-8309-3504-9, S. 73–98, hier S. 90.
  13. Gottfried Veit: Die Blasmusik. Studie über die geschichtliche Entwicklung der geblasenen Musik. Hrsg. vom Verband Südtiroler Musikkapellen, Ed. Helbling, Innsbruck 1984, S. 69.
  14. Blon, Franz von. In: Armin Suppan, Wolfgang Suppan: Das Blasmusik-Lexikon. Komponisten – Autoren – Werke – Literatur. Hrsg. in Verbindung mit dem Steirischen Blasmusikverband, HeBu-Musikverlag, 5. Auflage, Kraichtal 2009, ISBN 978-3-9806925-9-5, S. 105.
  15. Person: Franz von Blon, Komponist, wienersymphoniker.at, abgerufen am 9. November 2023.
Normdaten (Person): GND: 134331125 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n89642533 | VIAF: 209295 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Blon, Franz von
ALTERNATIVNAMEN Blon, Friedrich Franz von (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist, Dirigent und Violinist
GEBURTSDATUM 16. Juli 1861
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 21. Oktober 1945
STERBEORT Seilershof (heute Gransee)