Hermippos

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Hermippos aus Smyrna (altgriechisch Ἕρμιππος Hérmippos; * 289/277 v. Chr.; † 208/204 v. Chr.) war ein antiker griechischer Biograph und Philosoph.

Hermippos entwickelte die Biographie der Peripatetiker weiter. Er selbst gehörte dieser Schule nicht an, sondern lebte in Alexandria als Schüler des Kallimachos. Seine Werke sind nur bruchstückhaft überliefert, er verfasste zahlreiche Biographien bedeutender Griechen darunter Pythagoras, Aristoteles und die Sieben Weisen von Griechenland. Er gilt als einer der berühmtesten und meistzitierten antiken griechischen Biographen und viele spätere antike Autoren, wie zum Beispiel Plutarch oder Flavius Josephus, greifen auf ihn zurück. Der eher literarische als sachliche Erzählstil seiner mit zahlreichen Anekdoten versehenen Biographien brachte ihm unter Historikern zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Vorwurf einer gewissen Unsachlichkeit und Unzuverlässigkeit ein. Diese Einschätzung wurde später jedoch revidiert, da man inzwischen erkannt hat, dass sich Intentionen des Hermippos und der antiken griechischen Geschichtsschreibung von denen der modernen Geschichtsschreibung unterscheiden und daher in einem anderen Kontext zu bewerten sind. Außerdem hatte Hermippos seine Anekdoten stets mit Quellen belegt und keineswegs beliebige Gerüchte übernommen.[1]

Sueton wird aus zwei Gründen eine Ähnlichkeit zu Hermippos nachgesagt: Zum einen lassen beide Gerede und Anekdoten einfließen, zum anderen verfügten beide über umfangreiches Quellenmaterial, denn Hermippos konnte auf die Bibliothek in Alexandria zugreifen, während Sueton zumindest zeitweise Zugang zum kaiserlichen Archiv hatte.

Textausgaben

  • Jan Bollansée: Felix Jacoby: Die Fragmente der griechischen Historiker continued. Teil 4: Biography and Antiquarian Literature. Band IV A 3: Hermippos of Smyrna. Brill, Leiden 1999, ISBN 90-04-11303-7 (kritische Edition mit ausführlichem Kommentar)
  • Fritz Wehrli (Hrsg.): Hermippos der Kallimacheer. Schwabe, Basel und Stuttgart 1974, ISBN 3-7965-0600-3 (kritische Edition mit Kommentar)

Literatur

  • Jan Bollansée: Hermippos of Smyrna and His Biographical Writing: A Reappraisal. Peeters, Leuven 1999, ISBN 90-429-0779-7
  • Kilian Fleischer: The Complete Title of a Work of Hermippus (FGrHist 1026 39,40). In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. 206, 2018, S. 40–46
  • Stephan Heibges: Hermippos 6. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VIII,1, Stuttgart 1912, Sp. 845–852.
  • Jean-Pierre Schneider: Hermippe de Smyrne. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 3, CNRS Éditions, Paris 2000, ISBN 2-271-05748-5, S. 655–658
  • Fritz Wehrli, Georg Wöhrle, Leonid Zhmud: Der Peripatos bis zum Beginn der römischen Kaiserzeit. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike. Band 3: Ältere Akademie – Aristoteles – Peripatos. 2. Auflage, Schwabe, Basel 2004, ISBN 3-7965-1998-9, S. 493–666, hier: 622 f.

Einzelnachweise

  1. Michael Erler, Stefan Schorn: Griechische Biographie in hellenistischer Zeit: Akten des internationalen Kongresses vom 26.-29. Juli 2006 in Würzburg. Walter de Gruyter, 2007, ISBN 3-11-019504-6, S. 84–87 (online in der Google-Buchsuche). 
Normdaten (Person): GND: 118703757 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n88633827 | VIAF: 209345125 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Hermippos
ALTERNATIVNAMEN Ἕρμιππος (griechisch)
KURZBESCHREIBUNG griechischer Biograph und Philosoph
GEBURTSDATUM zwischen 289 v. Chr. und 277 v. Chr.
STERBEDATUM zwischen 208 v. Chr. und 204 v. Chr.