Lorenz Chrysanth von Vest

Lorenz Chrysanth von Vest, Lithographie von Josef Kriehuber, 1840

Lorenz Chrysanth (Edler) von Vest (* 18. November 1776 in Klagenfurt; † 15. Dezember 1840 in Graz) war ein österreichischer Arzt und Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Vest“.

Leben und Wirken

Lorenz Chrysanth von Vest war der Sohn des wegen seiner Verdienste in den Adelsstand erhobenen Arztes Lorenz Chrysanth Edler von Vest (1720–1789). Er erhielt seine Ausbildung zunächst in Klagenfurt und besuchte dann das Gymnasium in Salzburg. Sein Medizinstudium begann er 1795 in Wien und setzte 1797 es in Freiburg im Breisgau fort, wo er im März 1798 zum Doktor der Medizin promoviert wurde. Während seiner Studien in Freiburg hatte er mehrere Freiheitslieder verfasst, für die er im Herbst 1798 in Wien verhaftet und zu lebenslangem Militärdienst verurteilt wurde. Durch die gute Beziehungen seiner Familie wurde er 1800 wieder aus dem Militärdienst entlassen.

Nach seiner Rückkehr nach Klagenfurt im März 1800 ließ er sich dort als Arzt nieder und erwarb sich insbesondere als Augenarzt einen guten Ruf. 1804 heiratete er und wurde Professor für Medizin am Klagenfurter Lyzeum. Auf Wunsch Erzherzog Johanns wurde er 1812 Professor für Botanik und Chemie am neu gegründeten Joanneum Graz. 1829 wurde er zum Gubernialrat und Landesprotomedicus der Steiermark ernannt. In dieser Funktion erwarb er sich Verdienste um die Neuorganisation des Apothekenwesens, Verbesserung der Hygiene, Gründung einer Taubstummenanstalt, Einführung der Pockenimpfung, Organisation des Hebammenwesens, eine verbesserte Friedhofsordnung. 1833/34 war er Rektor der Universität Graz.

Als Autor ist er vor allem durch die beiden botanischen Schriften Manuale botanicum (1805) und Anleitung zum gründlichen Studium der Botanik (1815) bekannt geworden. Er schrieb aber auch Beiträge für die Medicinischen Jahrbücher des kaiserlich-königlichen österreichischen Staates und die Annalen der Physik. Seit 1821 war er Mitredakteur der Steiermärkischen Zeitschrift.

Ehrungen

Ihm zu Ehren wurde die Gattung Vestia Willd. aus der Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) benannt. In Graz ist der Lorenz-Vest-Weg in Liebenau nach ihm benannt.[1]

Werke

  • Beschreibung wie das Ertz-Herzogthum Cärnthen von der Natur gelagert und beschaffen seyn samt Lateinischen Anmerkungen über einige Mineralien und ihren Gebrauch in der Artzneykunst. Klagenfurt 1754.
  • Manuale botanicum inserviens excursionibus botanicis, sistens stirpes totius Germaniae phaenogamas, quarum genera triplici sytsemate [sic] corollino, carpico et sexuali coordinata, specierumque characteres observationibus illustrati sunt. Klagenfurt 1805.
  • Anleitung zum gründlichen Studium der Botanik mit einer Übersicht über den Bau naturhistorischer Klassifikationssysteme, einer Critik des Jussieu'schen, und den Grundzügen eines neuen natürlichen Systems. Wien 1818.

Literatur

  • Umberto Quattrocchi: CRC World Dictionary of Plant Names. Common Names, Scientific Names, Eponyms, Synonyms, and Etymology. CRC Press, Boca Raton 2000, S. 1507.
  • Werner Sauer: Österreichische Philosophie zwischen Aufklärung und Restauration. Beiträge zur Geschichte des Frühkantianismus in der Donaumonarchie. Königshausen und Neumann, Würzburg 1982, S. 250.
  • Anton SchlossarVest, Lorenz Chrysanth Edler von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 651–653.
  • Constantin von Wurzbach: Vest, Lorenz Chrysanth Edler von (Sohn). In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 50. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1884, S. 215–222 (Digitalisat).
  • Robert Zander: Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg.: Fritz Encke, Günther Buchheim, Siegmund Seybold. 14. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-5063-8. 

Einzelnachweise

  1. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
Professuren für Technische Chemie an der Technischen Universität Graz

1. Institut für Biochemie: Lorenz Chrysanth von Vest (1812–1829) | Josef Heyne (1832–1835) | Franz Unger (1835–1849) | Georg Bill (1850–1870) | August Wilhelm Eichler (1871–1873) | August Mojsisovics von Mojsvár (1880–1898) | Hans Molisch (1890–1894) | Friedrich Reinitzer (1895–1927) | Arthur von Heider (1906–1920) | Franz Fuhrmann (1917–1943) | Georg Gorbach (1948–1970) | Friedrich Paltauf (1974–2001) | Peter Macheroux (seit 2004)

2. Institut für Anorganische Chemie: Anton Schrötter von Kristelli (1832–1843) | Johann Gottlieb (1846–1875) | Richard Maly (1875–1887) | Zdenko Hans Skraup (1886–1887) | Friedrich Emich (1888–1931) | Armin Dadieu (1932–1940) | Gustav Franz Hüttig (1947–1958) | Ulrich Wannagat (1961–1966) | Edwin Hengge (1966–1997) | Frank Uhlig (seit 2003)

3. Institut für Chemische Technologie von Materialien: Karl Leonhard Heinrich Schwarz (1865–1890) | Benjamin Reinitzer (1890–1926) | Rudolf Andreasch (1900–1923) | Alois Zinke (1923–1927) | Gustav Jantsch (1927–1938) | Reinhard Seka (1928–1945) | Robert M. Müller (1940–1945) | Gustav Jantsch (1945–1953) | Anton Wacek (1949–1966) | Heribert Grubitsch (1954–1976) | Klaus Hummel (1971–1998) | Karl Kordesch (1977–1992) | Friedrich Frenzel (1981–1997) | Friedrich Hilbert (1981–1998) | Gerhard Herzog (1981–2000) | Klaus Yvon (1989–1990) | Jürgen Besenhard (1993–2007) | Martin Winter (2007–2008) | Franz Stelzer (2002–2016) | Martin Wilkening (seit 2012) | Paul Hartmann (seit 2018) | Gregor Trimmel (seit 2019)

4. Institut für Physikalische und Theoretische Chemie: Karl Torkar (1963–1981) | Harald Krischner (1973–1992) | Harald Paulson Fritzer (1981–2000) | Günter Grampp (1994–2016) | Georg Gescheidt-Demner (seit 2004) | Paolo Falcaro (seit 2016)

5. Institut für Analytische Chemie und Lebensmittelchemie: Karl Torkar (1963–1981) | Hans Spitzy (1963–1979) | Kurt Müller (1975–1994) | Günter Knapp (1980–2009) | Werner Pfannhauser (1993–2008) | Ingo Klimant (seit 2001) | Erich Leitner (seit 2019)

6. Institut für Organische Chemie: Hans Weidmann (1966–1990) | Herfried Griengl (1977–2006) | Rolf Breinbauer (seit 2007)

7. Institut für Chemie und Technologie Biobasierter Systeme: Karin Stana Kleinschek (seit 2019) | Tanja Wrodnigg (seit 2020)

Normdaten (Person): GND: 117395749 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2023027022 | VIAF: 72170159 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Vest, Lorenz Chrysanth von
ALTERNATIVNAMEN Vest, Lorenz Chrysanth Edler von
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Arzt und Botaniker
GEBURTSDATUM 18. November 1776
GEBURTSORT Klagenfurt
STERBEDATUM 15. Dezember 1840
STERBEORT Graz