Ryūtei Tanehiko

Ryūtei Tanehiko

Ryūtei Tanehiko (japanisch 柳亭 種彦; * 11. Juni 1783 in Edo; † 24. August 1842) war ein japanischer Schriftsteller.[1]

Leben und Wirken

Ryūtei Tanehiko wurde in Edo geboren. Obwohl zu Lebzeiten ein erfolgreicher Schriftsteller, ist über seine näheren Lebensumstände wenig bekannt. Er verfasste keine autobiographischen Schriften, und anekdotische biographische Skizzen über ihn sind lediglich von seinem Schüler Takahashi Hiromichi und seinem Freund Ogino Baiu (1781-1843) überliefert.

Als Sohn einer niederrangigen Samuraifamilie wuchs er in relativ bescheidenen Verhältnissen auf. Er begann seine literarische Laufbahn als Verfasser von Kyōka-Gedichten nach dem Vorbild Ōta Nampos. Sein Lehrer war Karagoromo Kisshū, nach dessen Tod 1802 Shikatsube Magao. Um 1805 lernte er Ishikawa Masamochi kennen, der ebenfalls zu seinen Mentoren zu zählen ist.

Ryūtei war literarisch gebildet und publizierte Essays zu bibliografischer Literatur der Edo-Zeit. Am besten bekannt ist „Sukikaeshi“ (好き返し), etwa „Gerne zurückgeben“. Seine umfangreiche Bibliothek zur Genroku-Literatur (1688–1704) ist erhalten geblieben. Sie ist eine wichtige Quelle für das Studium der Literatur der Zeit.[2]

1807 veröffentlichte er den ersten einer Reihe von Gesaku-Romanen, die seinen schriftstellerischer Erfolg bei den Zeitgenossen begründete. Sein Nachruhm beruht jedoch auf dem Roman „Nise Murasaki inaka Genji“ (偐紫田舎源氏, 1828), etwa „Schwindel-Murasaki – Genji auf dem Lande“, einer volkstümlichen Parodie auf das klassische Genji Monogatari. Ryūtei setzt seine Geschichte in das 15. Jahrhundert, aber man nimmt an, dass er darin seine eigene Zeit widerspiegelt, insbesondere mit seiner Darstellung von Intrigen im Harem des Shōgun Tokugawa Ienari, der mehr als 900 Frauen umfasste. Mit den Illustrationen von Utagawa Kunisada wurde der Roman als Fortsetzungsgeschichte von 1829 bis 1842 publiziert. Während der Tempō-Reformen wurde das Buch unterdrückt.[2]

Einzelnachweise

  1. 柳亭種彦 bei kotobank.jp, Zugriff 10. Mai 2021.
  2. a b S. Noma (Hrsg.): Ryūtei Tanehiko. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia.

Literatur

  • Andrew Lawrence Markus: The willow in autumn: Ryūtei Tanehiko, 1783–1842. Harvard Univ Asia Center, 1992, ISBN 978-0-674-95351-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  • S. Noma (Hrsg.): Ryūtei Tanehiko. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 1288.
  • TANEHIKO RYŪTEI di Marcello Muccioli (1898–1976) – Enciclopedia Italiana (1937), treccani.it

Weblinks

Commons: Ryūtei Tanehiko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Sechs Wandschirme in Gestalten der vergänglichen Welt (浮世形六枚屏風 / Ukiyogata rokumai byōbu), Tokio 1821, von Riutei Tanefiko. Übersetzt und herausgegeben von Dr. August Pfizmaier Wien 1847, MDZ/BSB, books.google, books.google
  • Riutei Tanefiko: Sechs Wandschirme in Gestalten der vergänglichen Welt im Projekt Gutenberg-DE Mit Nachbildungen japanischer Holzschnitte von Utakawa Tojokuni. Textrevision und Bearbeitung [sowie Nachwort] von Alfred Richard Meyer nach der ersten deutschen Übersetzung von Dr. August Pfizmaier, Wien 1847. Kranich Verlag Berlin 1942.


Japanischer Name: Wie in Japan üblich, steht in diesem Artikel der Familienname vor dem Vornamen. Somit ist Ryūtei der Familienname, Tanehiko der Vorname.
Normdaten (Person): GND: 119086565 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n81089963 | VIAF: 49390873 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Ryūtei, Tanehiko
ALTERNATIVNAMEN 柳亭種彦 (japanisch)
KURZBESCHREIBUNG japanischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 11. Juni 1783
GEBURTSORT Edo
STERBEDATUM 24. August 1842