Gerhard Schönbacher

Gerhard Schönbacher
Zur Person
Spitzname Boxer
Geburtsdatum 25. Januar 1954
Geburtsort Graz
Nation Osterreich Österreich
Disziplin Straße
Karriereende 1987;1991;1994
Internationale Team(s)
1977
1978
1979
1980
1981
1982
Carlos-Gipiemme
Mini Flat-Boule d’Or
DAF Trucks
Marc-Carlos-V.R.D.-Woningbouw
Puch-Wolber-Campagnolo
Puch-Eorotex-Campagnolo
Team(s) als Sportlicher Leiter
1990–1994 Varta–ELK Haus
Letzte Aktualisierung: 27. Januar 2024

Gerhard Schönbacher (* 25. Januar 1954 in Graz) ist ein ehemaliger österreichischer Radrennfahrer und heutiger Organisator von Radsportveranstaltungen. Als aktiver Radsportler belegte er bei der Tour de France zwei Mal den letzten Platz.

Sportliche Laufbahn

Gerhard Schönbacher wuchs in Mellach bei Graz auf, er stammte aus einer Arbeiterfamilie. Die Siedlung, in der er mit Schwester und Bruder aufwuchs, wurde wegen sozialer Probleme Glasscherbensiedlung genannt. Neben der Schule verdiente er sich erstes eigenes Geld mit verschiedenen Jobs. Mit seinem Ersparten und einem Zuschuss seiner Eltern konnte er sich sein erstes Rad von Puch kaufen.[1] Seine sportliche Laufbahn begann er zunächst als Boxer, weshalb er später auch den Spitznamen „Boxer“ erhielt. Als Jugendlicher kämpfte er – 1,82 Meter groß und 67 Kilogramm schwer – im Weltergewicht, später im Mittelgewicht. Zudem spielte er Eishockey beim ATSE Graz, das Fahrradfahren betrieb er auf den Rat von Trainer František Tikal zunächst als Ausdauertraining im Sommer.[2] Sein erster größerer Erfolg war der Sieg im Etappenrennen Dusika-Tour 1971, der bedeutendsten Etappenfahrt für Junioren in Österreich.[3]

1973 gewann Schönbacher Etappen bei österreichischen Rundfahrten, 1974 und 1976 jeweils eine Etappe der Österreich-Rundfahrt. 1979 startete er erstmals, als Mitglied des Teams DAF Trucks, bei der Tour de France. Ein Journalist, auf der Suche nach Schlagzeilen über das erfolglose Team, hatte die Idee, ein „Rennen“ um den letzten Platz zu fahren. „Spaßvogel“ Schönbacher schien der richtige Mann dafür. Damit stand er in Konkurrenz zu Philippe Tesnière, der im Jahr zuvor Träger der Lanterne Rouge gewesen war. Bei der 21. Etappe, einem Einzelzeitfahren, gelang es ihm, Vorletzter zu werden, jedoch innerhalb der Karenzzeit zu bleiben, während Tesnière als Letzter wegen Zeitüberschreitung disqualifiziert wurde. Schönbacher erreichte damit sein Ziel, Letzter der Tour zu werden, zum Ärger von Tour-Direktor Félix Lévitan. Die Ziellinie in Paris überquerte er zu Fuß.[4]

Für die Tour de France 1980 ließ Levitan festlegen, dass ab der dritten Etappe täglich der letzte Fahrer der Gesamtwertung ausscheiden sollte.[5] Folglich versuchte Schönbacher, jeden Tag Vorletzter zu werden, was ihm bis zur 19. Etappe gelang, nach der gemäß den Regeln der Letzte nicht mehr ausscheiden sollte. Dank eines Ausreißversuchs hätte Schönbacher die letzte Etappe fast noch gewonnen und belegte letztlich Rang zehn. Aber es gelang ihm, ein zweites Mal Träger der Lanterne Rouge zu werden.[6] Wegen eines Streits mit Patrick Lefevere, dem Sportlichen Leiter seines Teams Marc-IWC-VRD, um die Zahlung eines Bonus verließ er diese Mannschaft noch am Abend des letzten Tourtages. Anschließend fuhr er zwei Saisons lang für Puch, machte aber keinen weiteren Versuch, Tourletzter zu werden, da er nicht weiter „den Idioten“ machen wolle.[7] 1981 wurde er 112. der Gesamtwertung von 121 Fahrern, 1982 belegte er bei der Vuelta a España Platz 60. Zwischen 1978 und 1987 startete er bei sieben Straßenweltmeisterschaften.[8]

1985 wurde Schönbacher auf dem Fahrrad von einem Auto angefahren; er brach sich den Rücken und lag monatelang im Krankenhaus.[9] Er beendete nach der Heim-WM in Villach seiner Karriere als Profiradsportler.[5] Ab 1990 bis 1994 war er Sportlicher Leiter im Radsportteam Varta-Elk.[10]

Weitere Aktivitäten

Neben dem Radsport war Gerhard Schönbacher bei Autorennen und bei Geschwindigkeitsskifahren aktiv. Er fand Aufnahme in das Guinness-Buch der Rekorde, nachdem er sich beim Adelaide Grand Prix unangeschnallt auf dem Dach eines Autos mit 240 Kilometern pro Stunde hatte herumfahren lassen.[9]

1995 rief Schönbacher in Australien die Crocodile Trophy, eine Etappenfahrt auf Mountainbikes, ins Leben.[11] In Österreich initiierte er die Alpentour Trophy.[12] Sein Projekt des Gran Fondo Middle East Peace Tour durch Israel, Jordanien und Palästina scheiterte bisher an den politischen Gegebenheiten.[13][14] 2021 fand erstmals der von ihm organisierte City Hill Climb in Salzburg statt.[15]

Erfolge

1973
1974
1976
1978

Grand-Tour-Platzierungen

Grand Tour1979198019811982
Gelbes Trikot Vuelta a EspañaVuelta60
Maglia Rosa Giro d’ItaliaGiro
Gelbes Trikot Tour de FranceTour8985112

Weblinks

  • Gerhard Schönbacher in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Gerhard Schönbacher in der Datenbank von ProCyclingStats.com

Einzelnachweise

  1. Sigi Lützow: Schönbacher: „Ich war der schnellste Letzte“. In: Der Standard. 1. August 2016, abgerufen am 10. Mai 2019. 
  2. Max Leonard, Lanterne Rouge. Osburg Verlag, Hamburg 2016, S. 182.
  3. Deutscher Radsport-Verband der DDR (Hrsg.): Der Radsportler. Nr. 21/1987. Berlin 1987, S. 3. 
  4. Leonard, Lanterne Rouge, S. 186 f.
  5. a b Manfred Behr: „Mir war immer klar, dass es Athleten mit besseren Voraussetzungen und mehr Talent gibt. Die Natur ist nicht fair. Das gilt es zu akzeptieren.“ In: medium.com. 17. April 2019, abgerufen am 8. Oktober 2023. 
  6. Leonard, Lanterne Rouge, S. 190 f.
  7. Leonard, Lanterne Rouge, S. 195.
  8. Gerhard Schönbacher. In: procyclingstats.com. Abgerufen am 8. Oktober 2023. 
  9. a b Leonard, Lanterne Rouge, S. 196.
  10. SCHÖNBACHER Gerhard. In: memoire-du-cyclisme.eu. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch). 
  11. Die Croc Geschichte: Wie alles begann. In: croctrophy.com. 29. Mai 2018, abgerufen am 10. Mai 2019 (englisch). 
  12. Alpentour Trophy in Schladming. 11. Juni 2018, abgerufen am 11. Mai 2019. 
  13. Tom Mustroph: Der Frieden kommt mit dem Rennrad. 2. Mai 2017, abgerufen am 10. Mai 2019.  zeit.de
  14. Andrew Hood: Harsh realities of politics derail dream of Middle East grand fondo. In: velonews.com. 14. Januar 2019, abgerufen am 10. Mai 2019 (englisch). 
  15. Steilstes Radrennen von der Altstadt zur Festung. In: salzburg.orf.at. 9. September 2021, abgerufen am 8. April 2022. 
Träger der Lanterne Rouge bei der Tour de France

1903 Arsène Millocheau | 1904 Antoine Deflotrière | 1905 Clovis Lacroix | 1906 Georges Bronchard | 1907 Albert Chartier | 1908 Henri Anthoine | 1909 Georges Devilly | 1910 Constant Collet | 1911 Lucien Roquebert | 1912 Maurice Lartigue | 1913 Henri Alavoine | 1914 Henri Leclerc | 1919 Jules Nempon | 1920 Charles Raboisson | 1921 Henri Catelan | 1922, 1923 Daniel Masson | 1924 Victor Lafosse | 1925 Fernand Besnier | 1926 André Drobecq | 1927 Jacques Pfister | 1928 Edouard Persin | 1929 André Léger | 1930 Marcel Ilpide | 1931 Richard-William Lamb | 1932 Rudolf Risch | 1933 Ernest Neuhard | 1934 Antonio Folco | 1935 Willy Kutschbach | 1936 Aldo Bertocco | 1937 Aloyse Klensch | 1938 Janus Hellemons | 1939 Armand Le Moal | 1947 Pietro Tarchini | 1948 Vitorio Seghezzi | 1949 Guido De Santi | 1950 Fritz Zbinden | 1951 Abdel-Kader Zaaf | 1952 Henri Paret | 1953 Claude Rouer | 1954 Marcel Dierkens | 1955 Tony Hoar | 1956 Roger Chaussabel | 1957 Guy Million | 1958 Walter Favre | 1959 Louis Bisiliat | 1960 José Berrendero | 1961 André Geneste | 1962 Augusto Marcaletti | 1963 Willy Derboven | 1964 Anatole Novak | 1965 Joseph Groussard | 1966 Paolo Manucci | 1967 Jean-Pierre Genet | 1968 John Clarey | 1969 André Wilhelm | 1970 Frits Hoogerheide | 1971 Georges Chappe | 1972 Alain Bellouis | 1973 Jacques-André Hochart | 1974 Lorenzo Alaimo | 1975 Jacques Boulas | 1976 Aad van den Hoek | 1977 Roger Loysch | 1978 Philippe Tesnière | 1979, 1980 Gerhard Schönbacher | 1981 Faustino Cuelli | 1982 Werner Devos | 1983 Marcel Laurens | 1984 Gilbert Glaus | 1985 Manrico Ronchiato | 1986 Ennio Salvador | 1987, 1989 Mathieu Hermans | 1988 Dirk Wayenberg | 1990 Rodolfo Massi | 1991 Rob Harmeling | 1992 Fernando Quevedo | 1993 Edwig Van Hooydonck | 1994 John Talen | 1995 Bruno Cornillet | 1996 Jean-Luc Masdupuy | 1997 Philippe Gaumont | 1998 Damien Nazon | 1999 Jacky Durand | 2000 Olivier Perraudeau | 2001, 2004 Jimmy Casper | 2002 Igor Flores | 2003 Hans De Clercq | 2005 Iker Flores | 2006–2008 Wim Vansevenant | 2009 Jauheni Hutarowitsch | 2010 Adriano Malori | 2011 Fabio Sabatini | 2012 Jimmy Engoulvent | 2013 Svein Tuft | 2014 Ji Cheng | 2015 Sébastien Chavanel | 2016 Sam Bennett | 2017 Luke Rowe | 2018 Lawson Craddock | 2019 Sebastian Langeveld | 2020 Roger Kluge | 2021 Tim Declercq | 2022 Caleb Ewan | 2022 Michael Mørkøv

Personendaten
NAME Schönbacher, Gerhard
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 25. Januar 1954
GEBURTSORT Graz