Linus Gerdemann

Linus Gerdemann
Linus Gerdemann (2016)
Linus Gerdemann (2016)
Zur Person
Geburtsdatum 16. September 1982
Nation Deutschland Deutschland
Disziplin Straße
Internationale Team(s)
2003–2005 (bis 1.5.)
2005 (ab 1.5.)
2006–2007
2008
2009–2010
2011
2012
2014
2015
2016
Winfix / Akud
CSC
T-Mobile
Columbia
Team Milram
Team Leopard-Trek
RadioShack-Nissan
MTN Qhubeka
Cult Energy Pro Cycling
Stölting Service Group
Wichtigste Erfolge

eine Etappe Tour de France 2007
Gelbes Trikot Gesamtwertung Deutschland Tour 2008
Gelbes Trikot Gesamtwertung Luxemburg-Rundfahrt 2011, 2015

Letzte Aktualisierung: 17. April 2017
Linus Gerdemann am 2. August 2007 in Lorsch beim Entega Grand Prix

Linus Gerdemann (* 16. September 1982 in Münster) ist ein ehemaliger deutscher Radrennfahrer, der eine Etappe der Tour de France 2007 und die Gesamtwertung der Deutschland Tour 2008 gewann.

Karriere

In seiner Jugend fuhr Gerdemann ausschließlich Mountainbike. Nach einem Verkehrsunfall 1999, bei dem er sich das Schienbein brach, musste er diesen Sport aufgeben. Da er jedoch weiterhin Sport treiben wollte und zur Rehabilitation sollte, stieg er auf das Rennrad um, nachdem er im Keller eines Freundes ein solches gefunden hatte und widmete sich dem Straßenradsport.[1]

Seine ersten Erfolge feierte er als Sieger der U23-Radbundesliga der Jahre 2003 und 2004[1] im Team Winfix (später Team Akud). Der damalige U23-Bundestrainer Peter Weibel versagte ihm aber die Teilnahme an der Straßen-Radweltmeisterschaft wegen angeblich mangelnder Teamfähigkeit.[2] Durch Vermittlung von Dennis Kraft und Jens Voigt fuhr er seit Juni 2005 für das Team CSC von Bjarne Riis.[3] Bereits kurz nach seinem Profidebüt konnte er Etappensiege bei der Bayern-Rundfahrt und der Tour de Suisse gegen die etablierte Weltspitze einfahren. Von CSC wurde er dann bei schweren Rundfahrten wie der Vuelta a España eingesetzt, wo er 2005 das Auftaktzeitfahren als bester Deutscher beendete.

In den Jahren 2006 und 2007 fuhr er für das UCI ProTeam T-Mobile. In diesem Team zeigte er ebenfalls erste Erfolge, wie 2006 bei der Katalonien-Rundfahrt und der Tour de Suisse, die er als Gesamt-Siebter beendete. Um den neuen Antidopingrichtlinien des Teams zu genügen, beendete er seine Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Mediziner und Trainer Luigi Cecchini.[4]

Beim Prolog der Deutschland Tour 2006 wurde Linus Gerdemann mit noch nicht einmal einer Sekunde Rückstand auf den Ersten Zweiter und war somit der beste deutsche Fahrer. Diese gute Leistung konnte er aber im weiteren Verlauf der Rundfahrt nicht bestätigen und landete, nachdem er bei den beiden Gebirgsetappen viel Zeit auf die Spitze verloren hatte, im Mittelfeld des Gesamtklassements.

Seinen bis dahin größten Erfolg konnte Gerdemann am 14. Juli 2007 verbuchen, als er die 7. Etappe der Tour de France im Zielort Le Grand-Bornand sowie die vorangehende Bergwertung am Col de la Colombière gewinnen konnte. Durch den Etappensieg erhielt er das Gelbe Trikot des Gesamtführenden und das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers (das er zwei Tage trug)[5], außerdem wurde er zum kämpferischsten Fahrer der Etappe gewählt.

Bei der Tirreno–Adriatico 2008 zog er sich beim 26-km-langen Einzelzeitfahren beim Sturz in die Absperrung einen doppelten Beinbruch zu, beendete jedoch die Etappe noch an achter Position. Die Teilnahme an der Tour de France und den Olympischen Spielen musste er daraufhin absagen. Bei seinem Comeback im August 2008 gewann er gleich eine Etappe und die Gesamtwertung der Tour de l’Ain. Im Zeitfahren dieser Rundfahrt belegte er Platz zwei hinter seinem Teamkollegen Tony Martin.[6]

Bei der Deutschland Tour 2008 gewann er die Königsetappe nach Hochfügen. Er übernahm damit die Führung in der Gesamt- und der Punktewertung und sicherte sich durch einen vierten Platz im abschließenden Zeitfahren in Bremen auch den Gesamtsieg vor seinem Teamkollegen Thomas Lövkvist.

Er wurde vom Sportbund der Stadt Münster beim Ball des Sports 2008 als Sportler des Jahres ausgezeichnet.[7]

Für die Saison 2009 wurde Gerdemann durch verbliebene deutsche ProTeam, das Team Milram, als Kapitän und teilte sich diese Rolle mit dem Sprinter Gerald Ciolek.[8] Für Milram gewann er 2009 die Gesamtwertung der Bayern-Rundfahrt 2009, 2010 die Trofeo Inca sowie eine Etappe bei Tirreno–Adriatico, konnte jedoch bei der Tour de France keine Erfolge erzielen.

Nachdem das Team Milram zum Ende der Saison 2010 aufgelöst worden war, wechselte Gerdemann zum luxemburgischen Team Leopard-Trek.[9] Bei der Luxemburg-Rundfahrt 2011 holte er für dieses Team sowohl einen Etappen-, als auch den Gesamtsieg. Im Jahr 2012 blieb er dem Team treu, das selbst mit dem US-amerikanischen Team RadioShack fusionierte und 2012 als RadioShack-Nissan firmierte. Nachdem Gerdemanns Vertrag Ende 2012 ausgelaufen war, fand er für 2013 kein neues Team, so dass er 2013 keine Rennen fuhr.

Im Jahr 2014 startete Gerdemann ein Comeback für das Team MTN Qhubeka.[10] Nach einer durchwachsenen Saison mit vielen gesundheitsbedingten Pausen wechselt er aufgrund einer Strategieänderung des Teams MTN Qhubeka zur Saison 2015 zum UCI Professional Continental Team Cult Energy Vital Water, für das er die Luxemburg-Rundfahrt gewann.[11] Diese Mannschaft ging im Jahr 2016 im Team Stölting Service Group auf.[12]

Als er nach der Auflösung des Teams Stölting keine neue Mannschaft zur Saison 2017 fand, beendete er seine Radsportlaufbahn. Er betreibt ein Restaurant auf Mallorca.[13]

Erfolge

Bei den HEW Cyclassics 2005
2004
U23-Bundesliga
2003
U23-Bundesliga
2005
eine Etappe Tour de Suisse
2007
eine Etappe Tour de France
2008
Gesamtwertung und eine Etappe Deutschland Tour
Gesamtwertung und eine Etappe Tour de l’Ain
Coppa Agostoni
2009
Gesamtwertung Bayern-Rundfahrt
2010
Trofeo Inca
eine Etappe Tirreno-Adriatico
2011
Gesamtwertung und eine Etappe Luxemburg-Rundfahrt
2014
eine Etappe und Bergwertung Tour d’Azerbaïdjan
2015
Gesamtwertung und eine Etappe Luxemburg-Rundfahrt

Grand Tours-Platzierungen

Grand Tour20052006200720082009201020112012
Maglia Rosa Giro d’ItaliaGiro16
Gelbes Trikot Tour de FranceTour35238460
Rotes Trikot Vuelta a EspañaVuelta72DNFDNF
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen.

Einzelnachweise

  1. a b "Wer zum Teufel ist Gerdemann?" spox.com, 20. Juli 2009, abgerufen am 17. April 2017. 
  2. Linus Gerdemann - Riesentalent oder Quertreiber? radsport-news.com, 11. Oktober 2004, abgerufen am 17. April 2017. 
  3. «Ich kann mich nicht noch jahrelang verstecken». tour-magazin.de, 26. Juni 2007, abgerufen am 17. April 2017. 
  4. Frischer Wind durch Gerdemann. radsport-news.com, 15. Juli 2007, abgerufen am 17. April 2007. 
  5. Jürgen Löhle: Die Tour de France. Deutsche Profis und ihre Erfolge. Delius-Klasing, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-667-10922-4, S. 158. 
  6. rad-net.de: Gerdemann: Aus für Olympischen Spiele, abgerufen am 7. Juni 2008.
  7. Westfälische Nachrichten: Letzte Runde ist eingeläutet – Hochgeschwindigkeits-Endspurt: Viele Kandidaten geben im neuen Jahr schon wieder Vollgas. Münsters Sportler des Jahres 2012, 30. Januar 2013.
  8. radsport-news.com: Gerdemann und Ciolek führen Milram bei der Tour an, abgerufen am 20. Juni 2009.
  9. radsport-news.com: Gerdemann und Wegmann zu den Schlecks, abgerufen am 30. Juni 2011.
  10. radsport-news.com: Gerdemann fährt ab 2014 für MTN Qhubeka. 19. August 2013.
  11. Radprofi Gerdemann gewinnt Luxemburg-Rundfahrt auf focus.de abgerufen am 10. Juni 2015.
  12. radsport-news.com: Trennung in beidseitigem Einverständnis – Gerdemann passt bei MTN Qhubeka nicht ins neue Konzept. 15. September 2014.
  13. Gerald Ciolek und Linus Gerdemann beenden Profi-Karriere – Radsport bei. In: rad-net.de. 30. Januar 2017, abgerufen am 30. Januar 2017. 

Weblinks

Commons: Linus Gerdemann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Matthias Seng: Linus Gerdemann: „Ich bin kein Querulant!“, Interview auf radsport-aktiv.de, 25. November 2004
  • „Gerdemann: Ich habe mich weiterentwickelt“, Interview auf Radsport-News.com, 21. November 2006, abgerufen am 1. August 2011
  • Interview im TOUR-Magazin im Jahre 2007 über seinen steinigen Weg im Radsport, abgerufen am 1. August 2011
  • Linus Gerdemann in der Datenbank von Radsportseiten.net
Gesamtsieger der Deutschland Tour und ihrer Vorgängerveranstaltungen

1911 Hans Ludwig | 1922 Adolf Huschke | 1927 Rudolf Wolke | 1930 Hermann Buse | 1937 Otto Weckerling | 1938 Hermann Schild | 1939 Georg Umbenhauer | 1947 Erich Bautz | 1948 Philipp Hilbert | 1949 Harry Saager | 1950 Roger Gyselinck | 1951 Guido De Santi | 1952 Isidore De Ryck | 1955 Rudi Theissen | 1960 Ab Geldermans | 1961 Friedhelm Fischerkeller | 1962 Peter Post | 1979 Dietrich Thurau | 1980 Gregor Braun | 1981 Silvano Contini | 1982 Theo de Rooij | 1999 Jens Heppner | 2000 David Plaza | 2001 Alexander Winokurow | 2002 Igor González de Galdeano | 2003 Michael Rogers | 2004 Patrik Sinkewitz | 2005 Levi Leipheimer | 2006, 2007 Jens Voigt | 2008 Linus Gerdemann | 2018 Matej Mohorič | 2019 Jasper Stuyven | 2021 Nils Politt | 2022 Adam Yates

Die Deutschland-Tour wurde nicht durchgängig ausgetragen.

Gesamtsieger der Rad-Bundesliga

1997 Dirk Ronellenfitsch | 2002 Thomas Ziegler | 2003, 2004 Linus Gerdemann | 2005 Paul Martens | 2006 Christian Kux | 2007 Michael Franzl | 2008, 2010 John Degenkolb | 2009 Kim Lachmann | 2011 Nikias Arndt | 2012 Michel Koch | 2013 Matthias Plarre | 2014 Emanuel Buchmann | 2015 Lennard Kämna | 2016 Jan Tschernoster | 2017 Raphael Freienstein | 2018 Philipp Walsleben | 2019 Jonas Rutsch | 2020 Christian Koch | 2021 Dominik Bauer | 2022 Jon Knolle | 2023 Jakob Geßner

Personendaten
NAME Gerdemann, Linus
KURZBESCHREIBUNG deutscher Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 16. September 1982
GEBURTSORT Münster